Das Wohl unbestritten, wichtigste was ein Streamer lernen muss ist der Umgang mit dem Chat und seiner wachsenden Community. Das Gute daran ist, dass die Anzahl der Menschen mit dem/der Streamer*in wächst und mann nicht gleich mit 1.000 Leuten auf einmal umgehen muss. Am Anfang wird die Community wahrscheinlich aus Freunden und Bekannten bestehen. Das kann entweder ein Vorteil sein, weil man diese Menschen natürlich kennt, weiß was ihnen gefällt und wie sie reagieren könnten. Es kann aber auch eine weitere Schwelle bedeuten, weil man darauf Wert legt was Bekannte und Freunde von einem Denken. Wenn dann die Zuschauerzahlen langsam mehr werden sollte man sich mit verschiedenen Themen schon mal befassen.
DIE 6 ARTEN VON ZUSCHAUERN
Die amerikanische Autorin T.L. Tayler teilt die Zuschauer in ihrem Buch "Watch Me Play" in 6 Gruppen auf, die ich hier gerne als erste Grundlage für euch übersetze:
ASPIRATIONAL: DIE EHRGEIZIGEN
Die ehrgeizigen Zuschauer*innen streben hauptsächlich danach, ihre eigenen Fähigkeiten zu verbessern. Sie haben meistens ein konkretes Problem, oder ein bestimmtes Spiel, zu dem sie Lösungen suchen. Generell ist das häufig für viele der erste Schritt sich Streams anzuschauen. Am Beispiel von Gaming heißt das, dass ehrgeizige Zuschauer*innen ihre Fähigkeiten in genau einem Spiel verbessern, ihr Hintergrundwissen erweitern und zum/zur Meister*in werden möchten. Zudem könnten sie es anstreben zu einer populären, beliebten Figur des öffentlichen Lebens zu werden, wie es ihr Lieblingsstreamer*in bereits geschafft hat. Der Übergang von ehrgeizigen, wissbegierigen und Inspirationen suchenden Zuschauer*innen ist fließend. Aber die Ehrgeizigen agieren eher aus den Gefühlen von Hoffnung und Verlangen heraus.
EDUCATIONAL: DIE WISSBEGIERIGEN
Aus den Ehrgeizigen werden sehr oft wissbegierige Zuschauer*innen. Nach dem „Das eine Problem“ gelöst wurde haben sie aber Spaß daran gefunden sich mit Hilfe von Streams zu informieren. Auf einmal suchen sie sich Koch Streamer*innen aus um ihre Skills in der Küche zu verbessern. Oder sie haben Cosplay als Hobby und wollen mit Hilfe von Craft Streamer*innen neue Materialien kennen lernen und wie man damit um geht. Um beim Beispiel Gaming zu bleiben, ziehen sich Wissbegierige auch Tips und Tricks aus dem Gameplay des Streamers/ der Streamerin auch wenn der/die Streamer*in diese gar nicht aktiv gibt, er spielt einfach nur das Spiel. Wissbegierige Zuschauer*innen sind dafür bekannt, dass sie sowohl Live als auch VOD (Video on Demand) konsumieren.
INSPIRATIONAL: DIE FANS
Der dritte große Motivator der Zuschauer*innen ist Fantum. Menschen suchen nach ihrem liebsten Spiel, Serie oder Genre und entdecken die Freude daran Streamer*innen zuzusehen, wie sie dieses Spiel spielen, mit dem Sie sich verbunden fühlen. Es kann sehr unterhaltsam sein ein Spiel zu sehen das man selbst bereits durch hat, weil man evtl. einen anderen Handlungsstrang sieht. Das kann den Zuschauer*innen und Broadcaster*innen auf einer tieferen Ebene verbinden, weil die Zuschauer*innen instinktiv die selben Gefühle wieder erleben, die sie beim spielen hatten. Manche Zuschauer*innen werden dadurch auch inspiriert das Spiel wieder hervor zu holen und noch einmal zu spielen oder sogar selbst zum/zur Streamer*in zu werden und ihr eigenes Gameplay öffentlich zu zeigen.
ENTERTAINMENT: DIE UNTERHALTUNG SUCHENDEN
Die Mehrheit der Zuschauer*innen genießt einfach das Vergnügen unterhalten zu werden. Ob durch die humorvolle Art von Streamer*innen, oder durch das gemeinsame erleben einer Geschichte. Erfahrene Streamer*innen schaffen es die Zuschauer*innen in ihren Bann zu ziehen, in dem sie Fragen stellen, Tips geben und sie auf kreative Weise in den Stream zu integrieren. Die Zuschauer*innen sollte das Gefühl haben, dass sie zusammen mit Freunden auf dem Sofa sitzen und einfach eine gute Zeit haben.
COMMUNITY: GEMEINSCHAFT SUCHENDEN
Wie der Name schon sagt sind diese Art von Zuschauer*innen auf der Suche nach einem Gefühl von Zusammenhalt. Aus diesen Menschen können hartgesottene Fans werden, die sich keinen Stream entgehen lassen. Sie wollen dazu gehören, und die Angst etwas zu verpassen kann ein starker Motivator sein wieder einzuschalten.
AMBIENCE: DIE VOR DER STILLE FLÜCHTENDEN
Die Letzte Gruppe von Zuschauern*innen, die eigentlich mehr Zuhörer*innen sind, wird sehr oft von Streamer*innen vergessen, aber sie macht doch einen großen Anteil aus. Es sind Diejenigen die Streams als Radioersatz anschalten. Die Streamer*innen, mit beruhigender Stimme, dazu verwenden einzuschlafen, dabei ist es fast egal was der Inhalt des Streams ist, aber man schaltet natürlich Streamer*innen an, die man schon aus einem wachen Zustand kennt. So wird ein Livestream zum Soundtrack verschiedener Menschen, die sich dabei geborgen fühlen, konzentriert arbeiten können, oder sogar schlafen.
Man kann natürlich nicht sagen ich habe jetzt 40 Prozent Fans und 60 Prozent Gemeinschaft suchende im Stream. Meistens gibt es eine Mischung der verschiedenen Motivationen. Aber angehende Streamer*innen können sich beim Konzept, Punkt für Punkt überlegen was bietet mein Stream, um z.B. Wissbegierige anzulocken, oder ist mein Stream auch für Ambience geeignet. Aber alles auf einmal ist auch hier nicht die beste Idee, man kann sich ein, zwei Kategorien herrauspicken und diese erstmal optimieren und dann schauen in welche Richtung man sich weiter entwickelt. Oder das Konzept ist, dass man tageweise sich auf eine bestimmte Sparte konzentriert und dann zeigt sich was am meisten Spaß macht.
DER Chat
Den Chat kontinuierlich im Auge zu behalten und auf einzelne Kommentare zu antworten, ist schon eine Kunst an sich. Hier heißt das Motto: Übung macht den Meister. Ein zweiter Bildschirm, nur für den Chat, hilft. Der Chat, die Summe aller Zuschauer*innen, die sich nicht gerade im „Lurke“mode (Zuschauer die nicht aktiv im Chat schreiben) befinden, könnte man auch als Schwarmintelligenz bezeichnen, dazu später mehr. Für den Anfang kann man sich darauf konzentrieren, neue Zuschauer*innen zu begrüßen, wenn sie sich im Chat melden. Beim Vorlesen der Namen sollte man jedenfalls nicht zu hektisch reagieren, da es oft Viewer*innen gibt die sogenannte “Bait Names” einsetzen. Das sind Namen, die man besser nicht live im Stream verkündet oder zumindest nur in abgewandelter Form. Darüber hinaus sollte man aber auch darauf achten, den Chat am Leben zu halten, indem man immer wieder Themen einwirft. Auch Anekdoten oder Geschichten aus dem Leben werden gerne gehört. Das ist besonders am Anfang wichtig, wo noch wenige Zuschauer*innen anwesend sind. Um ein Zugehörigkeitsgefühl zu vermitteln, geben Streamer*innen ihrer Community oder Chat eigene Namen. So heißt bei Gronkh der Chat „Ulf“, bei Phunk die Community ist das „Mopsgeschwader“ oder bei Fao ist es das „Wolfsrudel“. Da dieser Name aber auch oft nur den Subs bzw. Followern zusteht, sprechen die Streamer*innen die Gesamtheit der Zuschauer*innen schlicht mit „Chat“ an. Ist diese Frage geklärt kann man sich darin üben Gefühle und Gedanken, die normalerweise nur im Kopf passieren, laut auszusprechen. Bei Gaming zum Beispiel beschreibt man was man vor hat, was man über die Entscheidungsmöglichkeiten denkt und nachfragen welche Entscheidung der Chat treffen würde. Dadurch entstehen für die Zuschauer*innen immer wieder neue Möglichkeiten zu kommentieren und sich aktiv am Stream zu beteiligen. Aber auch bei streamenden Designern*innen ist es ein ständiges Verbalisieren was im Kopf vorgeht, ausser man hat ein allgemeines Thema gefunden über das man gerade sprechen kann.
CHAT DIE SCHWARMINTELLIGENZ
Kommen wir zum Thema Schwarmintelligenz. Auch als Kollektive- oder Gruppenintelligenz bezeichnet, ist das Phä- nomen, das in einer Gruppe die Summe aus Entscheidungen immer die richtige ergibt. Aber am besten ist erfolgreiche Schwarmintelligenz an Beispielen erklärt. Wie dem Nachrichtendienst Twitter. Spannende Nachrichten finden rasend schnell Verbreitung, langweiliges verschwindet bereits nach wenigen Tweeds im Datennirwana. Dass Menschen gemeinsam bessere Entscheidungen treffen als einer allein, haben Experimente schon mehrfach bewiesen. So können Personen das Gewicht eines Bullen relativ präzise bestimmen, wenn sie einfach den Mittelwert ihrer Schätzungen nehmen. Für den Stream bedeutet das, dass wenn du eine Frage an den Chat stellst du damit rechnen kannst in der Summe eine richtige Antwort zu bekommen. Die Kunst besteht darin beim durchscrollen des Chatverlaufs den Überblick nicht zu verlieren. Neben der Schwarmintelligenz kommt es auch zu einer Gruppenerfahrung. So ist ein schnell durchscrollender Chat voll mit Ausrufezeichen und Großbuchstaben, sich wiederholende Emoticons und Memes, ein äquivalent zu einer jubelnden Menschenmenge. Für einen Aussenstehenden wirkt ein Chat mit über 10.000 Menschen, und einer dementsprechenden Scrollgeschwindigkeit, chaotisch und unübersichtlich. Für den geübte Streamer*innen jedoch, sind die vielen sich ähnelnden Nachrichten doch lesbar und interpretierbar. So können sie die allgemeine Stimmung die im Schwarm bzw. unter den Zuschauer*innen herrscht herauslesen, und dementsprechend reagieren. Das macht die Schwarmintelligenz für Streamer*innen so wichtig. Da sie anstreben sollten die Gruppe an sich zu entertainen und sich nicht an einzelnen Nachrichten auf zu hängen.
WIE GEHT MAN MIT NEGATIVEN ODER TROLL KOMMENTAREN UM.
Leider ist es die Regel, wenn viele Menschen zusammen kommen, gibt es auch immer einen/eine der/die, die Aufmerksamkeit auf sich ziehen möchte. Bei Live-Streams passiert das im Chat, durch „Trolle“. Diese wollen auffallen in dem sie entweder besonders dumme Kommentare abgeben, was die harmlosere Variante ist, oder sie werden beleidigend und persönlich. So etwas im Chat lesen zu müssen kann Streamer*innen, besonders Newcomer*innen, ganz schön aus der Bahn werfen. Gerade sie haben es in der Hinsicht schwer, da sie noch keine Moderatoren*innen im Chat haben, die solche Nachrichten löschen können, bevor sie überhaupt im öffentlichen Chat landen. Solange man noch keine Moderatoren*innen hat, muss man das Löschen leider selbst übernehmen. Das ist auch die beste Art darauf zu reagieren, auf das was der Troll geschrieben hat, gar nicht erst darauf einzugehen und ihm keine Plattform zu bieten. Auf Twitch hat man zum Glück die Möglichkeit solche Trolle auch direkt vom Kanal zu bannen, oder wenn es nicht ganz so schlimm war ein Timeout zu geben. Das heißt man setzt den Troll auf die stille Treppe und lässt ihn darüber nachdenken, was er denn gerade von sich gegeben hat. Zu deutsch, er darf für eine gewisse Zeit im Chat nichts mehr schreiben. Später wenn die Community gewachsen ist funktioniert es ohne Mods kaum. Als Streamer*in sollte man sich auf den Stream konzentrieren und sich nicht mit Trollen rum ärgern müssen. Dafür gibt es ja die Mods.
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